Elite Report extra: Die letzten Monate waren durchaus turbulent an den Märkten. Zum Jahreswechsel gab es neue Allzeithochs bei Aktien. Im Anschluss der Dämpfer aufgrund der Veränderungen am Zinsmarkt und Ende Februar der Angriff Russlands auf die Ukraine. Wie ist es Ihnen mit Ihren Portfolien ergangen?

Anton Vetter: Unsere Portfolien sind langfristig ausgerichtet und breit aufgestellt. Das bedeutet, dass wir in positiven wie negativen Phasen dabei sind. Wir steuern unsere Portfolien nach einem klassischen Core-Satellite-Ansatz. Darunter verstehen wir unter anderem keine Klumpenrisiken oder spekulative Wetten einzugehen. Dieses konservative Vorgehen hat vor allem in Phasen, wo hohe Risiken zu Kursverlusten führen, Vorteile.

Elite Report Extra: Was kann man sich unter „breit aufgestellt“ vorstellen?
Anton Vetter: Wir unterscheiden auf zwei Ebenen. Zum einen bei der Asset Allokation, also die Verteilung in Anlageklassen, zum anderen bei der Diversifikation. Beide scheinen auf den ersten Blick sehr ähnlich zu sein, sind aber grundsätzlich beim Aufbau von soliden Portfolien zu unterscheiden.
Bei der Asset Allokation treffen wir die Entscheidung in welche Anlageklassen, also Aktien, Anleihen, Rohstoffe/Edelmetalle und liquide Alternativen investiert wird. Basis für die Gewichtung ist immer das jeweilige Risikoprofil des Mandanten. Eine höhere Risikobereitschaft und ein längerer Anlagehorizont ermöglichen eine höhere Gewichtung von risikobehafteten Anlageklassen. Höhere Risiken bedeuten zugleich die Chance auf höhere Gewinne. Durch die Auswahl mehrerer Anlageklassen, die unterschiedlich auf die Marktbedingungen reagieren oder die keine gleiche Korrelation zueinander aufweisen, kann das Gesamtrisiko langfristig reduziert werden.
Bei der Diversifikation wird eine Ebene tiefer gesteuert. Hier betrachten wir die Verteilung innerhalb einer Anlageklasse. Anstatt nur ein Investment einzusetzen, welches beispielsweise die Anlageklasse Aktien abbildet, werden verschiedene Regionen, Länder, Branchen, Themen oder Investmentstile eingesetzt. Ein Mehrwert wird dann generiert, wenn beispielsweise eine Region oder Branche eine schwierige Marktphase durchläuft, während andere davon weniger oder gar nicht betroffen sind.

Elite Report extra: Heißt das, dass Sie eher passiv sind und kaum Veränderungen im Portfolio vornehmen?
Anton Vetter: Nein, wir managen aktiv. Jedoch in differenzierter Art und Weise. Im Kernportfolio sind Toleranzgrenzen definiert. Diese definieren, wie weit die Gewichtung einer Anlageklasse von der neutralen Gewichtung abweichen darf. Wird eine Toleranzgrenze gerissen, wird das gesamte Kernportfolio rebalanciert. Dabei wird das Portfolio in die ursprüngliche Ausgangsgewichtung zurückversetzt. Das Rebalancing im Kernportfolio ist eher selten, während im Satelliten-Portfolio deutlich mehr Aktivität stattfindet.

Elite Report extra: Welche Vor- und Nachteile sehen Sie in diesem Vorgehen?
Anton Vetter: Das Rebalancing soll mehrere Funktionen erfüllen. Zum einen soll es ein Schutz vor unerwünschten Risiken durch starke Veränderungen der Anlageklassen darstellen. Zum anderen sollen damit stark entwickelte Anlageklassen prozyklisch verkauft und schwache antizyklisch gekauft werden können.
Die festgelegten Toleranzgrenzen werden in schwierigen oder extrem positiven Marktphasen leicht verletzt. Zudem ist die Umsetzung aus psychologischer Sicht nicht immer einfach. Wir nutzen deshalb ein regelbasiertes Vorgehen, welches seine Vorteile bereits bewiesen hat. Das letzte Rebalancing fand im Oktober letzten Jahres statt, was sich positiv auf die Portfolien ausgewirkt hat.

Elite Report extra: Wir danken Ihnen!

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