Das Marktumfeld im Rückblick

Wenn man das nun abgelaufene Jahr 2023 betrachtet, muss man feststellen, dass es am Ende doch wieder mal anders kam als von vielen gedacht. Die Entwicklung der Konjunktur und Kapitalmärkte hat viele überrascht. Viel zu stark verunsicherten Krieg, Inflation und Gasmangel die Anleger zu Beginn des Jahres und aufgrund der wirtschaftlichen Unsicherheiten war eine eher defensive Positionierung oftmals favorisiert. Doch wer 2023 auf einen Abschwung gesetzt hat, lag damit schief. Die Unternehmen und Verbraucher zeigten sich deutlich widerstandsfähiger und trotzten den globalen Widrigkeiten, was letztendlich auch den Kapitalmärkten zu einem versöhnlichen Abschluss verhalf.

Gleichwohl glich die Marktstimmung im Jahr 2023 einer Achterbahnfahrt. Die Freude über einen nicht so kalten Winter und davon abgeleitet eines hohen Füllstandes der Gasspeicher in Europa sorgten zu Jahresbeginn für Erleichterung an den Börsen. Die Pleiten einzelner Spezialinstitute in den USA im März ließ die Euphorie aber wieder schnell verfliegen und eine befürchtete Verschärfung der Kreditbedingungen belastete kurzfristig die Kapitalmärkte. Doch die US-Wirtschaft zeigte sich weiterhin robust, so dass sich die Augen mehr und mehr auf die Notenbankpolitik richteten.

Vor allem die bedeutenden Notenbanken haben mit ihrer restriktiven Geldpolitik den Kapitalmarkt im weiteren Jahresverlauf geprägt. Bis in den Spätsommer hinein wurden die Leitzinsen von der europäischen und US-Notenbank angehoben und trieben die Renditen bei Staatsanleihen kräftig nach oben. In der Spitze lag die Rendite deutscher Bundesanleihen mit zehnjähriger Laufzeit bei drei Prozent und damit so hoch wie seit 2011 nicht mehr. Angetrieben wurde diese Entwicklung von den USA, wo die Renditen langlaufender US-Staatsanleihen im Oktober auf über fünf Prozent stiegen. Doch mit sinkenden Inflationsdaten und der Hoffnung, dass der Zinserhöhungszyklus ausläuft, sanken vor allem zum Ende des Jahres die Renditen wieder deutlich. Auch die Attraktivität der Renditeniveaus zog viele Investoren wieder an und festverzinsliche Anlagen wurden wieder verstärkt ins Depot mit aufgenommen.

Aktienmarkt

Den Aktionären hat die Mischung aus wirtschaftlicher Widerstandsfähigkeit und weniger restriktiven Zentralbanken zum Ende des Jahres 2023 ein positives Aktienjahr beschert. Doch es sah lange nicht so aus, als dass man ein Happy End an den Märkten feiern könnte. Positive Aktienrenditen aus dem ersten Halbjahr wurden über die Herbstmonate fast vollständig wieder aufgezehrt und ein Abkippen des Marktes musste befürchtet werden. Die, bis in den Spätherbst, restriktive Geldpolitik und die dadurch steigenden Renditen belasteten die globalen Aktienmärkte zusehends. Als „Gamechanger“ kann man die Veröffentlichung der US-Verbraucherpreise für Oktober ansehen, die weniger stark ausfielen als erwartet. Die Gesamtinflation sank dadurch im Jahresvergleich auf 3,2% und weckte die Hoffnung der Anleger, dass die Inflation dem Notenbankziel von 2% schneller näherkommen könnte als erwartet. Auch veröffentlichte Wirtschaftsdaten, die stabil blieben jedoch Anzeichen einer Abkühlung der US-Wirtschaft andeuteten, interpretierten die Anleger als ein Zeichen, dass ein „Soft Landing“ der US-Wirtschaft gelingen könnte.

Dies löste vor allem in Europa und in den USA eine fulminante Jahresendrally an den Aktienbörsen aus, die zu einem versöhnlichen Abschluss führte. In diesem Umfeld stieg der DAX zwischenzeitlich auf ein neues Allzeithoch und gewann zum Jahresende 20% hinzu. Auch die europäischen Aktien verteuerten sich um knapp 16% und glichen damit das schlechte Jahr 2022 wieder aus.

Spiegelbildlich verkehrt zum Jahr 2022 entwickelten sich in lokaler Währung die US-Indizes. Waren im Jahr 2022 noch die substanzstarken Aktien der „old economy“ der Lichtblick, hieß es im Jahr 2023: je mehr Technologie desto besser und je mehr KI desto noch besser. Und so verdienten Investoren am Dow Jones „nur“ 13,7%, am technologielastigen Nasdaq-Index jedoch 43%. Der marktbreite S&P 500 schloss die Bücher mit einem Gewinn von 24%.

Die Aktien der Emerging Markets hatten hingegen ein eher enttäuschendes Jahr. Vor allem China erlebte eine wirtschaftliche Enttäuschung und belastete somit auch die Kapitalmärkte. Die Gründe sind vielschichtig. Neben der schwachen Binnenkonjunktur belastete auch die schwelende Immobilienkrise, da der Immobiliensektor 20 bis 30 Prozent des chinesischen Bruttoinlandsprodukts ausmacht. Dies hatte auch Auswirkungen auf die chinesischen Börsen. Die Festlandsbörse verlor -14,3% und der Hong Konger Aktienindex -13,8%. Übergreifend verdiente man mit Aktien aus den Wachstumsregionen 4,4% und somit doch um einiges weniger als an den Standardmärkten.

Rentenmarkt

2023 war geldpolitisch vor allem ein Jahr der weiteren Zinsanhebungen und damit nach dem Rentendesaster im Jahr 2022 ein weiteres schwieriges Jahr vor allem für konservative Zinspapiere wie Staatsanleihen und Investment-Grade-Unternehmensanleihen. Getrieben von dieser Geldpolitik stiegen die Renditen bis in den Oktober hinein weiter an und drückten somit die Anleihekurse. Die Renditen 10-jähriger US- und deutscher Staatsanleihen lagen zwischenzeitlich bei 5% bzw. 3%, ein Plus von teilweise über 100 Basispunkten im Vergleich zum Jahresbeginn 2023.

Die Enttäuschung war dahingehend groß, da viele Investoren schon im Jahr 2023 mit fallenden Renditen und damit steigenden Kursen gerechnet haben. Der Stimmungsschwenk kam jedoch mit der Veröffentlichung der Inflationsdaten im vierten Quartal. Die Renditen der Staatsanleihen fielen wieder und der gesamte Rentenmarkt profitierte von diesem erheblichen Renditerückgang und weiteren Zinssenkungsphantasien, die der Markt für 2024 erwartet. Investment-Grade-Anleihen verteuerten sich und die zunehmende Hoffnung auf eine sanfte Landung der Wirtschaft stützte Hochzinsanleihen, deren Spreads sich verengten.

Somit kann man von einem versöhnlichen Wertverlauf der verschiedenen Segmente des Anleihemarktes sprechen. da überall positive Wertentwicklungen zu verzeichnen sind. Staatsanleihen aus der Eurozone weisen je nach Laufzeit Kursgewinne zwischen 3% (kurze europäische Staatsanleihen) und 9% (lange europäische Staatsanleihen) aus. US-Staatsanleihen in lokaler Währung gewannen knapp 6%.

Positive Wertentwicklungen verzeichneten schlussendlich auch Unternehmensanleihen. Je nach Bonitätsgrad verdienten Investoren zwischen 3% (Investment-Grade-Anleihen) und 12% (Hochzinsanleihen).

Obwohl das Renditeniveau in den letzten Wochen rückläufig war, gilt es mit drei bis sieben Prozent je nach Bonität als interessant und verspricht auch für das Jahr 2024 eine gewisse Attraktivität.

Währungen und Rohstoffe

Der Euro bewegte sich während des gesamten Jahres 2023 in einer relativ engen Bandbreite zwischen 1,05 und 1,12 US-Dollar je Euro. Erhoffte schnelle Zinssenkungen ließen den US-Greenback während des Jahres schnell schwächer werden, um anschließend aufgrund enttäuschender Notenbankaussagen aus den USA ein Wiedererstarken des Dollars auszulösen. Mit der sich abschwächenden Inflation wurde der US-Dollar wieder schwächer, da man davon ausgeht, dass zunächst die US-Notenbank die Zinsen senken wird. Ob diese angesprochene Zone 2024 verlassen wird, bleibt abzuwarten.

Interessanter könnte im Jahr 2024 die Bewegung des japanischen Yen werden, da es eventuell zu einer konträren Notenbankpolitik zu den anderen großen Notenbanken kommen könnte. Denn während die meisten etablierten Märkte den Zinsgipfel erreicht haben, könnte in Japan ein Zinserhöhungszyklus bevorstehen, der die Heimatwährung gegenüber dem Euro und dem US-Dollar stärken und somit ein Ende eines schwachen Yens einläuten könnte.

Die Entspannung der globalen Lieferkettensituation und des schwächelnden chinesischen Marktes brachte Rohstoffe unter Druck. Waren Öl & Co. 2022 noch die Inflationstreiber, so bescherten die Rückgänge der Rohstoffpreise auch der Inflationsseite eine gerngesehene Entspannung.

In einem Umfeld deutlich steigender (Real-)Zinsen konnte sich Gold bis Jahresmitte gut behaupten. Die Hoffnung auf Zinssenkungen stützte Gold zum Jahresende und somit war das Jahr 2023 unterm Strich ein „glänzendes“ Jahr. Der Goldpreis konnte – nicht zuletzt im Zuge geopolitischer Spannungen – um rund 100 USD pro Unze zulegen. In den kommenden zwölf Monaten dürften fallende Renditen, ein moderat schwächerer US-Dollar sowie die Geopolitik dem Goldpreis über weite Strecken Rückenwind verleihen. Aus EUR-Investorensicht konnte Gold somit um XXX% in 2023 zulegen.

Ausblick – Inflation auf dem Rückzug und Wahljahr voraus

Das Jahr 2024 wird weiter von einer Vielzahl von politischen und wirtschaftlichen Unsicherheiten geprägt sein. Viele Indikatoren deuten aktuell darauf hin, dass sich die Wirtschaft in den großen Zielmärkten USA, Europa und China abkühlt. Dies trifft vor allem exportorientierte Länder, wie z. B. Deutschland. Wie stark dieser konjunkturelle Gegenwind sein wird, bleibt abzuwarten. Aktuell reagieren die Unternehmen auf die schwache Weltnachfrage mit dem Abbau ihrer Lagerbestände und halten sich angesichts der Unsicherheit mit Investitionen zurück. Dennoch zeigt der Anstieg einiger Vorlaufindikatoren, wie der Ifo-Geschäftsklimaindex, dass der konjunkturelle Tiefpunkt erreicht sein könnte. Deshalb ist es für Anleger wichtig, sich in ihren Anlagen breit und robust aufzustellen, um Schwankungen zu glätten und Ertragschancen zu generieren.

Denn die Ausgangsbasis ist hinsichtlich einer optimalen Portfoliostruktur für 2024 deutlich besser als letztes Jahr. Die Zeit der Alternativlosigkeit von Aktien ist aufgrund des gestiegenen Zinsniveaus vorbei. Es ist jedoch keine Oder- sondern eine Und-Entscheidung zwischen Aktien und Anleihen. Wir sehen Anleihen wieder als Stabilisator, Aktien jedoch nach wie vor als Ertragsbringer in einem ausbalancierten Portfolio. Dennoch sollte man die Bewegungen seit November nicht als Einbahnstraße werten. Der Anleihemarkt reagierte jüngst sehr euphorisch und viele Marktteilnehmer gehen davon aus, dass der Kampf gegen die Inflation schon weitgehend gewonnen ist und die Notenbanken schon im ersten Halbjahr 2024 mit Zinssenkungen beginnen könnten. Diese Konsensmeinung birgt jedoch das Risiko der Enttäuschung. Die Basiseffekte, die den Inflationsrückgang befeuert haben, treten nun nicht mehr so stark auf, so dass sich der Rückgang der Inflation verlangsamt. Dies könnte die Notenbanken zum Zögern verleiten und Anleiherenditen kurzfristig wieder steigen lassen. Dies sollte jedoch als Chance zu weiteren Investitionen genutzt werden, da Richtung zweites Halbjahr Zinssenkungen sowohl in den USA als auch in Europa auf der Agenda stehen werden.

Nachlassende Inflation, erste Leitzinssenkungen und eine Konjunkturbelebung im 2. Halbjahr dürfte die Aktienmärkte auf Jahressicht auch 2024 unterstützen. Dennoch werden die Bäume nicht in den Himmel wachsen und eine gewisse Konsolidierung im ersten Quartal, verbunden mit höherer Schwankungsintensität, wäre nicht ungewöhnlich und als gesund einzuschätzen. Das Zünglein an der Waage werden unter anderem die Unternehmensgewinne sein. All zu optimistische Gewinnschätzungen könnten hier der Börse zunächst einen Dämpfer versetzen, da die Zinserhöhungen der letzten eineinhalb Jahre nachgelagert nun belastend auf die Unternehmen wirken könnten. Dennoch ist von einer Trendumkehr nicht auszugehen, da auch die Bewertungen globaler Aktien nicht teuer erscheinen. Regional gibt es jedoch Unterschiede. US-Aktien und hier vor allem Technologieaktien erscheinen auf Basis der jüngsten starken Wertentwicklung und der Hoffnung, dass sich „Künstliche Intelligenz“ weiter erfolgreich monetarisieren lässt, als teuer. Eine tendenziell günstige Bewertung und damit Opportunitäten sind aktuell eher bei europäischen oder japanischen Aktien aber auch bei Aktien der Schwellenländer zu sehen. Generell wird unserer Meinung nach die Aktienbewegung wieder auf mehr Marktbreite basieren. Die „glorreichen Sieben“, die den amerikanischen Markt fast alleine auf Rekordstände gehievt haben, müssen ihre Bewertung und das erwartete Gewinnwachstum nun beweisen. Hier könnten zwischenzeitlich Unternehmen der zweiten Reihe wieder mehr in den Fokus geraten, da bei diesen Nebenwerten sowohl Bewertung als auch Wachstumsdynamik als attraktiv einzuschätzen sind und Aktien aus diesem Segment ein gewisses Aufholpotential besitzen.

Gold wird auch 2024 eine namhafte Positionierung in unseren Portfolios erhalten. Im Zuge geopolitischer Spannungen wird das Edelmetall weiterhin als sicherer Hafen gesucht. In den kommenden 12 Monaten dürften deshalb die Renditen auch durch niedrigere Realzinsen über weite Strecken Rückenwind erhalten. Mit dem Sprung über die psychologische Marke von 2000 USD pro Unze ergibt sich weiteres Potential. Dennoch könnte ein Hinauszögern der Zinssenkungen der Notenbanken kurzfristig belastend wirken.

Die taktische Gewichtung der Anlageklassen wird auch 2024 herausfordernd werden und Wohl und Wehe werden dicht beieinander liegen. Wichtig ist, auf eine robuste und ertragsversprechende Grundallokation zu vertrauen und wachsam zu navigieren, um Opportunitäten nutzen zu können. Viele geopolitischen Einflüsse wie die Wahl in den USA, aber auch die Wahlen in Taiwan, Indien, des Europaparlaments und Wahlen innerhalb verschiedener Länder werden die Schwankungsintensität erhöhen. Geopolitische Risiken wie der Konflikt zwischen Israel und der Hamas, aber auch die Spannungen zwischen den USA und China werden auf der Tagesordnung bleiben. Dennoch ist das aktuelle Renditeniveau bei Anleihen attraktiv und im Zuge möglicher Zinssenkungen könnten zusätzlich Kursgewinne auf Bonds winken. Aber auch Aktienmärkte dürften Anlegern Chancen bieten. Denn selbst vor dem Hintergrund eines schwachen Wachstums dürften die Gewinne der Unternehmen 2024 steigen und aufgrund der Bewertung mittlere bis hohe einstellige Kursgewinne daher möglich sein.

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